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AutorenbildVet-Mum

Die Wachkatze


Unsere geliebte Familienkatze Mixina (gespr. Mischina, spanisch für kleine Katze) ist nun schon 17 Jahre alt. Sie ist taub und milde, schläft viel und hat einige Alters-Wehwehchen, die vermuten lassen, dass sie nicht mehr sehr lange bei uns bleiben kann. Sie ist immer in meiner Nähe und sehr schmusig. Meist liegt sie auf meinem Bauch, wenn ich im Bett bin und genießt die Nähe.


Doch so sanft und schmusig sie heute ist, früher sah das ganz anders aus. Denn charakterlich zeichnete sie sich dadurch aus, dass sie zwar einerseits treu und lieb, andererseits aber immer genau wusste, was sie wollte und was nicht und das gnadenlos durchsetzte. Wenn sie gestreichelt wurde, bestimmte sie genau, wie lange. Sollte ihrer Meinung nach Schluss mit Streicheln sein, schlug ihr Schwänzchen hin und her und sie maunzte kurz. Wenn man nicht sofort auf sie hörte – zack – kam ein Pfötchen mit gezückten Krallen und man kassierte einen Kratzer. Hob man sie hoch, wenn sie dazu nicht bereit war – zack – Kralle. Man kam ihr zu Nahe, wenn sie ihre Ruhe haben wollte – zack – Kralle. Die Kinder waren nicht sanft genug zu ihr – zack… ihr wisst schon. Meine Kinder lernten schnell, sich besser nicht mit ihr anzulegen. Mixina hatte sie gut erzogen.


Dennoch ist und war sie der Liebling der Familie. Wir – vor allem ich und mein ältester Sohn – hatten immer eine sehr starke Bindung zu ihr. Als sie mit fast zwei Jahren einmal Baby-Kätzchen bekam, weckte sie mich in der Nacht und brachte die Kitten in meinem Arm zur Welt.


Sie sehen also: Mixina hatte sich die Liebe und den Respekt der Familie gründlich erarbeitet und auch verdient. Sie war auch manchmal fast so etwas wie eine „Wachkatze“. Wenn die Kinder draußen spielten, war sie in der Nähe unter irgendeinem Auto; sie lief mit, wenn wir spazieren gingen (vor allem mit dem Kinderwagen, als meine Kinder noch klein waren) und auch zuhause war sie immer da.


Und eine Geschichte werde ich nie vergessen: Ich lernte meinen jetzigen Mann vor 13 Jahren kennen. MIxina war damals also vier. Als wir einige Wochen zusammen waren, blieb er das erste Mal über Nacht bei mir. Wie das so ist, wenn man die erste Nacht gemeinsam in der eigenen Wohnung verbringt, waren wir beide recht unsicher – vor allem, als die Schlafenszeit näher rückte. Als wir also ins Bett gingen, überspielten wir die Unsicherheit mit einer Art Kitzelschlacht. Ich hatte natürlich keine Chance, denn mein Freund war stärker als ich, also wurde ich gnadenlos durchgekitzelt. Und wie das bei Mädels so ist, kreischte, quiekte und lachte ich ziemlich laut.


Doch mit dem folgenden hatten wir nicht gerechnet: Mixina, die mein Gekreische wohl gehört hatte, kam ins Schlafzimmer gerast, sprang aufs Bett und stürzte sich mit gezückten Krallen auf meinen Freund. Von oben bis unten zerkratzte sie ihm den rechten Arm, bevor sie von ihm abließ. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Am Ende gewann das Lachen gemischt mit peinlich berührten Entschuldigungen. Zudem aber war ich mega stolz auf mein Kätzchen. Schließlich hatte es mich vor diesem „Wüstling“ beschützen wollen und mir das Leben retten wollen. Was für eine Katze!


Verständlicherweise hielt mein Freund danach ziemlich lange Abstand von Mixina und begegnete ihr eher vorsichtig. Aber eins können Sie mir glauben: In Nullkommanix hatte sie sich auch seinen Respekt erarbeitet. Und heute, wo es ihr nicht so gut geht, trauert mein Mann fast ebenso wie ich, dass wir sie irgendwann gehen lassen müssen. Naja: fast genauso.

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