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Familie und Beruf oder warum ist meine Tierärztin manchmal so gestresst?

Familie und Beruf zu vereinen ist wahrscheinlich für viele Mütter ein Drahtseilakt. In unserem Beruf kommt jedoch erschwerend hinzu, dass sich vor allem unser Job kaum planen lässt. Und dass wir nicht alles stehen und liegen lassen können, nur weil wir offiziell Feierabend haben. Ich hab euch mal einen meiner typischen Tage aufgeschrieben.


Dienstagmorgen 5 Uhr in Deutschland. Mein Wecker klingelt. Mein Mann hat Nachtschicht und das heißt, dass ich die Kinder in den Kindergarten bringe und auch wieder abhole. Also um


5 Uhr aufstehen. Ab ins Bad, dann in die Küche Brotzeit und Frühstück vorbereiten.


6 Uhr: Zeit, die Mädels wach zu machen. Also zuerst zur Großen, aufwecken, aufs Klo schicken und dann die Kleine das erste Mal aufwecken. Die Ältere anziehen, Haare machen und dabei immer wieder nach der Jüngeren rufen, so dass wir gegen 6.20 endlich beim Frühstück sitzen.


7.10 Uhr: Schuhe und Jacken anziehen, Kindergartenrucksäcke drauf und raus aus der Türe. Ich pack meinen Rucksack und die Thermo-Tasse mit meiner Koffeindosis schon mal ins Auto und dann geht’s zu Fuß zum Kindergarten. Natürlich muss dabei jede Schnecke und jeder Regenwurm einzeln begrüßt und bewundert werden.


7.30 Uhr: raus aus dem Kindergarten. Blick auf die Uhr, geht noch. Zurück zum Haus ins Auto und los. 40 km Fahrstrecke liegen vor mir.


8.20 Uhr: Ich komme in der Praxis an. Rucksack in den Spint, den Korb mit meinen Sachen für die Tour raus und dann mit meinem Chef die Tour durch gehen. Viel Fahrerei, aber eigentlich fast nur kurze Besuche (wenn nix dazwischen kommt), also schaffbar. Auto kontrollieren und packen, nochmal aufs Klo (für den Rest des Vormittags hab ich keins mehr greifbar), Stiefel an und los.


Irgendwas gegen 9 Uhr: Beim ersten Kunden soll ich eigentlich nur eine Nachgeburt abnehmen. Aber als ich hinkomme, steht die Kuh nicht auf. Im Liegen wird keine Nachgeburt abgenommen. Also Blutprobe, Infusion und Anweisung an den Landwirt, dass er sich am frühen Nachmittag melden soll. Entweder, damit auf der Nachmittagstour die Nachgeburt raus kann oder damit die Kuh nochmal ne Infusion kriegt. Während ich den Abgabebeleg schreibe, kommt der Landwirt aus dem Stall: Kuh steht. Schön für die Kuh, schlecht für meinen Zeitplan, denn natürlich befreie ich sie nun doch noch von der Nachgeburt. Der erste Besuch dauert also schon etwas doppelt so lang, wie geplant.


11 Uhr: Kurzer Blick auf den Plan. Schaffe ich alle Besuche? Schließlich darf ich nicht zu spät in den Kindergarten kommen. Oder muss ich den Chef anrufen und absprechen, was er noch fährt oder was auf morgen geschoben werden kann. Mach ich ungern. Laut Navi ist die Fahrstrecke für die restliche Tour noch 40 Minuten. Was Größeres ist nicht mehr dabei. Also durchziehen.


12.45 Uhr: Ich renne aus der Praxis. Natürlich kam noch was dazu und ich bin wieder knapp dran. Heute ist Dienstag. Das heißt, die Kinder haben Tanzen und ich kann entweder zu Hause Mittagessen oder Duschen. Also halte ich schnell beim Bäcker und esse `ne Kleinigkeit im Auto.


13.30 Uhr: Ich war grad noch rechtzeitig im Kindergarten und hab die Mädels abgeholt. Zu Hause decke ich den Tisch und wecke meinen Mann. Er und die Kinder essen Wurstbrote, während ich unter die Dusche springe.


14.45 Uhr: Ich hab die Sachen zusammen gesucht, die wir fürs Tanzen brauchen und die Kinder ins Auto gepackt. Auf geht`s. Die Kinder freuen sich. Ich fühl mich gestresst. Schon wieder knapp dran.


17 Uhr: Wir sind zurück zu Hause und ich beginne mit dem Kochen. Was schnelles, denn mein Mann muss ja wieder auf Arbeit heute Abend.


19.30 Uhr: Mein Mann macht sich auf den Weg zur Arbeit und ich beginne, die Kinder ins Bett zu bringen. Waschen, Milch warm machen, vorlesen, beten, singen und irgendwie ins Bett verfrachten.


20.30 Uhr: Die Mädels liegen im Bett. Das erste Mal an diesem Tag, dass ich mir ein paar Minuten für mich raus nehmen kann. Eine halbe Stunde, um kurz ins Handy zu gucken, einen Schluck zu trinken und mich zu entspannen, bevor ich mich an die Küche mache. Außerdem liegt heute noch Schmutzwäsche sortieren und frische Wäsche falten an.


22.30 Uhr: Ich beschließe, dass für heute Feierabend ist. Noch ne halbe Stunde vom Fernseher berieseln lassen, bevor ich gegen 23 Uhr ins Bett gehe. Schließlich geht es morgen um 5 Uhr wieder los.

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