Samstag morgen, Sommer … ich erwache mit dem Vogelgezwitscher, es ist grade mal 5:00 Uhr. Einen Termin habe ich um 8:00, wieder einschlafen ist keine Option.
Also schaue ich mal kurz, was auf den SM-Kanälen so gelaufen ist. Nein, nicht Sado-Maso, sondern social media. Ich kommentiere hier und da … und plötzlich springt mein Kater aufs Bett und bringt einen kräftigen erdigen Geruch mit. Er hatte draußen geschlafen … wie ein anderer Herzenskater vor über 25 Jahren auch. Der Geruch katapultierte mich sofort in jene Nacht!
Damals wohnten wir an einem anderen Ort, in einem anderen Haus. Ich war schwanger. Wir haben damals mit offenen Türen geschlafen, damit wir unsere Tochter in der Nacht hören könnten. Mein Herzenskater, eine Handaufzucht, sprang in der Nacht auf’s Bett und brachte einen kräftigen Brandgeruch mit. Ich dachte erst, er würde irgendeine kleine Räucherkammer belauern. Sowas gab es sogar in den kleinen Städten noch, die im ländlichen Raum immer größer wurden. Aber der kleine Tiger gab keine Ruhe und stupste mich immer wieder an. Der Brandgeruch wurde stärker! Plötzlich war ich hellwach. Das Adrenalin ließ mein Herz rasen. Ich weckte meinen Mann: “Es brennt irgendwo!” Wir suchten hastig das Haus ab, Dachboden, Kinderzimmer bis runter in den Keller. Nichts … aber der Geruch war eindeutig. Als ich den Garten und meine Seite der Fassade kontrollierte, sah ich eine Bewegung. Menschen eilten in eine Richtung. Dort stieg Rauch auf, Flammen schlugen aus einem Fenster. Ob man da noch helfen könnte oder ob man nur schaulustig wäre? Na, erst mal anziehen … und feste Kleidung natürlich. Als Mutter wusste ich, dass in fast jedem Haus dieser Straße auch Kinder wohnten. Und als Tierärztin wusste ich natürlich, wie viele Tiere da auch noch wohnten. Ich ging schon die Praxen im Kopf durch: in der Großtierpraxis hatte ich schon als Vertretung gearbeitet. Die Kleintierpraxis war neu, und mit der 3. war ich noch nicht so richtig warm geworden. Aber im Notfall wären sie alle ansprechbar. Nur: Ohne geeignete Kleidung würde ich nirgendwo hin gehen. Plötzlich wunderte ich mich, daß nichts zu hören war. Keine Sirene, ich hatte die ganze Zeit noch keine Sirene gehört!
In dem Moment sprach mich meine Nachbarin an. Sie war auch noch im Nachthemd. Aber natürlich war sie längst informiert: Ihr Mann war bei der Feuerwehr, die schon vor über einer Stunde nur mit stillem Alarm angefahren war. Sie sagte mir, dass in dem Haus schon niemandem mehr geholfen werden könne. Das Ehepaar darin sei tot geborgen worden, von den anderen Bewohnern wusste sie noch nichts. Die Situation sei schwierig, weil alte Plastikvertäfelungen beim Verbrennen giftige Gase freisetzten.
Später am Tag erfuhren wir, dass in dem Haus 4 Menschen und 2 Hunde gestorben waren. Die giftigen Dämpfe hatten sie sehr schnell getötet.
Wir aber haben uns an dem Tag vorgenommen, sehr viel genauer auf alles zu achten, was der Kater von draußen mitbringt.
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