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AutorenbildCrazy Vet

Anfänger sein dagegen sehr….

Ich erinnere mich immer (un-) gern an eine Geschichte, die ich relativ zu Anfang meiner Tierarztkarriere erlebt habe. Ich war quasi frisch aus der Uni. Ich hatte jedoch schon einige Monate Berufserfahrung und nichts hatte mich bisher ernsthaft überfordert. Koliken, Verletzungen, Impfungen – ich hatte es hinbekommen.

An dem Tag, an dem die Geschichte passierte, war ich nicht einmal im Dienst. Ich fuhr in den Stall, in dem mein eigenes Pferd stand, um es zu reiten. Ich war frisch zugezogen und mein Pferd stand noch nicht lange in diesem Stall. Grundsätzlich wollte ich hier nie als Tierarzt, sondern nur als Reiter unterwegs sein. Ihr wisst schon: Nie wieder wirklich Zeit mit dem eigenen Pferd, weil alle einen Rat wollen, Gerede, wenn etwas schief geht oder die Preise zu hoch sind. Nein, darauf hatte ich keine Lust.

An diesem Tag aber betrat ich kaum den Stall, als mich auch schon zwei Damen in Empfang nahmen, die ich kaum kannte. Bisher hatten wir kaum ein Wort gewechselt. Jetzt aber redeten beide wild auf mich ein und zwei/drei weitere kamen als zustimmende Zuschauerinnen dazu. Aus dem Geplapper hörte ich heraus, dass es einen Trittvorfall in der Wallachherde gegeben hatte. Wenn ich es richtig verstand, hatte sich das Pferd einer der Damen verletzt. Der Tierarzt war auch schon gerufen. Doch die Dame war wahrlich in Panik und die Mädels zerrten mich zu dem betroffenen Wallach. Ich sah zwei Schürfwunden und ein kleineres Loch in der Nähe des Knies. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Wow, wegen dem bisschen machen die so einen Aufstand?“ In meinem Kopf kategorisierte ich bereits die Verletzung und schätzte die korrekte Behandlung ab. Ich fühlte mich absolut sicher. Locker sagte ich: „Ja, wir sollten schauen, ob das Gelenk betroffen ist. Wenn nicht, ist das alles ganz harmlos.“ Seltsamerweise wirkte die Besitzerin kein bisschen beruhigt. Sie blickte mich panisch an und antwortete: „Egal, was es ist. Mach, dass es aufhört!!!!“

Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete, also ging ich um den Wallach herum und da sah ich, warum sie so panisch war: Aus einer fiesen Wunde hinten am Bein schoss das Blut raus, als hätte jemand einen Wasserhahn angemacht. Sekundenlang konnte ich selbst nur überfordert auf das leuchtend rote Bächlein starren, das schon einen kleinen See verursacht hatte. Zum Glück bin ich ein guter Schauspieler. Pokern wäre vermutlich mein Spiel. Also sagte ich so locker wie möglich: „Ich muss nur etwas aus dem Auto holen.“ Und ging betont lässig zu meinem Praxiswagen. Mein Gehirn befahl mir zu rennen und schnell abzuhauen. Doch ich riss mich zusammen, bis ich mein Auto erreicht hatte. Dann versteckte ich mich hinter dem großen Volvo und dachte fieberhaft nach. Was tun? Schließlich kam mir die Erleuchtung: Ich rief einen Kollegen und guten Freund an, der bereits länger im Geschäft war. Panisch erzählte ich ihm, was passiert war und wie es aussieht.

Ganz locker erklärte er: „Also: Hast Du Ketamin im Auto? Dann legst du das Pferd jetzt auf einer Wiese ab und nähst die beiden Enden des Gefäßes zusammen. Ist etwas knifflig, geht aber.“ Ne, klar! Mein Schock wurde immer größer. Ich muss dazu erklären, dass es weder einfach ist, ein Pferd in Narkose zu legen, noch es alltäglich ist. Anders ausgedrückt: Ich hatte es noch nie gemacht und wollte jetzt auch nicht damit anfangen. Mein Herz war tief in die Hose gerutscht, deshalb keifte ich panisch: „Spinnst du? Das kannst du vergessen, ich leg doch hier kein Pferd ab!“

„Naja,“ antwortete mein Kollege, „du kannst natürlich auch einen Druckverband machen. Das heilt auch allein.“ Erleichtert nickte ich, auch wenn mein Kollege das gar nicht sehen konnte. Einen Druckverband konnte ich. Erst später fand ich heraus, dass mein Kollege mich mit seiner Narkose-Idee ein bisschen aufziehen wollte.

Der Rest ist Geschichte: Verbandsmaterial geholt, Bein perfekt eingewickelt und alles schön verheilt. Das sollte nicht der einzige Schock in meiner Laufbahn bleiben. Doch eins hatte ich gelernt: So schlimm manche Dinge auch aussehen, so einfach sind sie manchmal zu lösen. Besser als umgekehrt auf jeden Fall ….

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