Die Zeiten, in denen ein Tierarzt seine Patienten gegen Hühner, Lebensmittel oder ein Abendessen behandelt, sind lange vorbei. Die Ansprüche unserer Patientenbesitzer werden höher, die Medizin immer sicherer und moderner. Tieren, die wir früher nicht behandeln konnten, können wir heute retten. Aber das kostet Geld – Ihr Geld – und seit der neuen Gebührenordnung für Tierärzte von 2022 sind die Kosten noch einmal gestiegen. Jeder Mensch besitzt eine Krankenversicherung für sich selbst. Und egal wie hoch die Rechnung eines Arztes ist, der Patient muss nicht zahlen. Unsere Rechnungen aber lasten auf Ihnen, liebe Kunden. Und glauben Sie mir, wir wissen, dass Tierarztrechnungen teuer werden können. Wie wäre es denn, wenn alle Tierbesitzer eine Krankenversicherung abschließen? Würde sich dann das Problem nicht von selbst erledigen? Ein kleiner Betrag im Monat und nie wieder Kosten? Ja, das wäre wirklich super.
Aber leider funktioniert das so noch nicht, denn das Krankenversicherungssystem in Deutschland ist unausgereift und unzuverlässig.
Mittlerweile bieten zwar viele Versicherer solche Tier-OP- und Krankenversicherung an, jedoch mit oft großen Einschränkungen und teils mäßiger Zahlungsmoral. Und eins darf man nicht vergessen: Nach jedem noch so kleinen regulierten Schaden haben beide Seiten, Versicherer und Versicherter, ein außerordentliches Kündigungsrecht. Also: Sobald Sie Ihrem Versicherer eine Tierarztrechnung eingereicht haben, darf diese Ihnen den Vertrag kündigen – ohne Angabe von Gründen – egal, wie lange Sie schon Beiträge zahlen; egal, ob die Versicherung die entsprechende Rechnung bezahlt oder nicht. Leider hat sich besonders in den letzten Wochen gezeigt, dass tatsächlich namhafte Versicherer derzeit gerne von diesem Kündigungsrecht Gebrauch machen, …
sobald eine chronische Krankheit bei einem Tier festgestellt wurde. Zudem versuchen sie mit unlauteren Methoden, um die Zahlung von Operationen herum zu kommen. Vor allem eine Versicherung mit B hat hier gerade die Nase vorn. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass auch Sie natürlich nach einem regulierten Schaden Ihrer Tierversicherung kündigen dürfen.
Das finden Sie ungerecht? Ja, wir auch. Aber für die Versicherungen wird es eben schnell teuer. Während ein Mensch im Schnitt viele Jahre in seine Krankenkasse einzahlt, bevor er ernsthaft krank wird, werden Hunde viel schneller alt. Tierbesitzer zahlen also wenige Jahre ein, bevor die ersten Zipperlein beginnen. Ab einem Hundealter von 5 Jahren ist es deshalb schwierig noch eine Versicherung zu finden. Und diese sind oft teuer, haben strenge Bedingungen, übernehmen viele Dinge nicht oder haben eine Obergrenze, die nicht viele Sprünge zulassen.
Warum ist das so? Hier zwei Rechenspiele…
Hund A ist 4 Monate alt und wird versichert. Paket: 60 Euro für OP und Krankenversicherung. Der Hund ist jung und gesund und kostet anfangs „nur“ seine jährlichen Check-Up und Impfkosten. Diese belaufen sich aber ca. 150 Euro jährlich. Die Versicherung von Hund A schränkt die Beteiligung an den jährlichen Kosten auf 100 Euro ein. 50 Euro muss also der Hundebesitzer selbst tragen. Solange der Hund nicht krank ist, nimmt die Versicherung also pro Jahr 620 Euro ein. Ist der Hund fünf Jahre gesund, sind es dann 3100 Euro. Hund A spart also gut an, bis er älter ist.
Hund B wurde ebenfalls schon als Welpe versichert. Er hat eine Luxus-Vollversicherung für 90 Euro im Monat. Leider bekommt der Hund im ersten Jahr eine schwere Darminfektion, Gesamtkosten 880 Euro. Der entstandene Schaden führt zu einer chronischen Krankheit, die den Hund immer wieder zum Tierarzt führt. Mit zwei Jahren bricht der Hund sich ein Bein und mit sechs Jahren reißt er sich das Kreuzband. Beide OPs zusammen kosten 4000 - 6000 Euro. Mit neun Jahren streiken seine Nieren und Hund B muss regelmäßig zum Tierarzt und braucht Medikamente. Am Ende hat die Versicherungsgesellschaft Glück, wenn Patient B sich mit Einnahmen und Kosten ausgleicht und ein Null-Kunde wird, also ein Kunde, der weder Geld einbringt noch übermäßig kostet. Bei chronischen Erkranknungen schlägt das aber schnell um und wird zum Verlustgeschäft.
Sie sehen also: ein Versicherer kann schnell Verluste fahren. Und nun – zur Zeit der neuen GOT – sind die Versicherer zusätzlich verunsichert und setzen ihre Sätze nach Gutdünken hoch, verweisen auf Ihre Geschäftsbedingungen, zweifeln Leistungen an oder kündigen Verträge. Und tatsächlich sind einige unserer Leistungen deutlich teurer geworden wie zum Beispiel OPs. Das war bitternötig, führt aber für einige Kunden zu einem finanziellen Desaster. Was also tun?
Leider haben wir keine Patentlösung für Sie, aber zumindest einen Vorschlag. Unserer Erfahrung nach macht folgendes Modell derzeit am meisten Sinn: Schließen Sie für Ihren Liebling eine Operationsversicherung ab und achten Sie darauf, dass auch Zähne und rassetypische Erkrankungen abgedeckt sind. Hier hilft Check24 weiter oder ein unabhängiger Versicherungsberater. Aber statt nun noch 40 oder mehr Euro für eine Krankenversicherung zu bezahlen, richten Sie sich einen Dauerauftrag über diesen Betrag auf ein Sparbuch ein. Gut wären 40 Euro monatlich, besser 60 Euro. Schon nach 2 Jahren gesunder Hund, lagern auf diesem Sparbuch zwischen 900 und 1400 Euro. Nach fünf Jahren sind es schon 2300 bis 3500 Euro. Das reicht locker, unerwartete Kosten zu decken. Und wenn Ihr Liebling ohne schwere Erkrankung 15 Jahre alt ist, dann haben Sie eine schöne Stange Geld, die Sie sicher super brauchen können.
Die Versicherungen werden sich weiter entwickeln. Noch ist es ein neues Feld mit vielen Unsicherheiten. Andere Länder aber – wie England zum Beispiel – haben bewiesen, dass das mit den Versicherungen durchaus funktionieren kann. Aber solange die Versicherer noch üben, stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Alles Gute für Sie!
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