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AutorenbildCrazy Vet

Die unglaubliche Geschichte der Katze P.


Die unglaubliche Geschichte der Katze P.

Diese Geschichte ist ganz frisch, genauer gesagt ist sie erst heute passiert und ich werde sie so schnell nicht vergessen. Schon der Anfang ist ungewöhnlich…

Die Story beginnt, als vor knapp sieben Wochen eine meiner Lieblingskundinnen anrief. Ihre Katze, Phoebe (gesprochen Fiebi), kam auf drei Beinen heim. Nun muss man dazu wissen, dass Poebe 20 Jahre alt ist. Sie ist dünn, sie ist etwas zerzaust und sie ist ein wenig eigensinnig und kratzbürstig – sie ist eine echte alte Dame. Aber sie ist für ihr Alter wirklich fit. Also röntgen wir den Schatz und fanden heraus, dass ihr Unterschenkel gebrochen war – und zwar beide Knochen, das Schienbein und das Wadenbein. An sich kein sehr komplizierter Bruch, aber mit 20 Jahren entspricht Phoebes Alter in etwas dem einer 100jährigen. Doch die beste Besitzerin der Welt entschied, dass Phoebe operiert werden solle – und wenn es nur für einige weitere glückliche Monate Lebenszeit ist. Ich hätte sie knutschen können!

Gesagt getan: Wir überwiesen Phoebe an einen Chirurgen und die Knochen wurden mit einer Platte und einem sogenannten „Pin“ stabilisiert. Ein Pin ist eine Art langer Nagel, der den Knochen von innen festhält. Die OP verlief wunderbar und Phoebe wurde nach Hause entlassen. Nun musste sie in „Einzelhaft“ in einer speziellen Box, damit ihr Bein in der Heilungszeit von ca. sechs Wochen möglichst ruhig gehalten wird. Sie nahm es gelassen.

Heute nun waren die sechs Wochen endlich vorbei. Um zu entscheiden, ob Phoebe wirklich wieder laufen dürfte, kam sie in meine Praxis. Ein Röntgenbild des Bruches sollte zeigen, ob der Knochen schon weit genug geheilt war. Phoebe aber sah das völlig anders. Röntgen? Nein, danke! Sie wehrte sich mit aller Kraft. Wir hatten die Wahl: Kurzzeitige Zwangsmaßnahmen oder Sedierung (also leicht schlafen legen). Mit Rücksicht auf Phoebes Alters sagte ich meiner Assistentin, sie solle die Kleine ganz kurz gut fixieren, denn das Röntgen dauert nur ca. 5 Sekunden. Als meine Assistentin Phoebe jedoch im Nacken anfasste, zog sie erschrocken die Hand zurück und geriet aus der Fassung. „Oh Gott, die hat da was“, rief sie: „Fühl mal, da ist was nicht in Ordnung! Da ist ein Stab im Nacken!“ Ich fühlte vorsichtig nach und tatsächlich, im Nacken fühlte man eine längliche, harte Struktur. Kurz ging mir durch den Kopf, der Schatz hätte einen Rouladen-Spieß verschluckt. Aus Angst, Phoebe zu verletzen, legte ich sie vorsichtig auf den Röntgentisch und röntgte ihren Nacken ohne sie festzuhalten. Das ging sehr gut und wir staunten nicht schlecht, als das Bild tatsächlich einen langen Metallstab mit Haken unter der Haut zeigte.

Es dauerte nicht lange, bis wir das Geheimnis gelüftet hatten: Tatsächlich hat sich der Metallpin irgendwie aus dem Unterschenkel herausgeschoben und war durch Phoebes kompletten Katzenkörper bis in den Nacken gewandert – und das ganz ohne Schaden zu verursachen! Nicht einmal die Haut hatte auch nur winzigste Loch! In einer kleinen OP – nun doch in Sedierung – zogen wir den Pin schnell aus der Haut und verschlossen den kleinen Schnitt. Das angefertigte Röntgenbild lieferte den Beweis: Der Pin war nicht mehr im Knochen vorzufinden.

Für uns ist das das Wunder unserer Praxis und beweist einmal mehr, dass Katzen doch neun Leben haben. Phoebe muss zwar leider weitere zwei Wochen in Haft bleiben. Aber es geht ihr gut und sie wird schon wieder frech. Viele glückliche Monate wünschen wir Dir, liebe Phoebe! Und in zwei Wochen darfst du uns wieder anfauchen…










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