Du fragst Dich vielleicht, warum ich diesen Blog anonym und mit Pseudonymen führe. Oder hast Du schon selbst eine Idee, warum? So wie ein Freund von mir, der neulich fragte: „Schämst Du Dich eigentlich für Deine Meinung, die Du hier schreibst, anstatt in Realname zu schreiben?“ Weit gefehlt, ich schäme mich durchaus nicht. Und meine Kollegen auch nicht – hoffe ich jedenfalls.
Dieser Blog hat für uns den Sinn, Euch die andere Seite des „Traumberufes“ Tierarzt zu zeigen. Der Doktor und das liebe Vieh? Ja, manchmal zum Glück… Traumberuf … als Kind sicher, in der Realität weniger. In Wirklichkeit haben wir einen sehr verantwortungsvollen Job, der nicht kalkulierbar ist, eine Menge Arbeit rund um die Uhr mit sich bringt (schließlich haben wir keine organisierten Notdienste wie die Humanmediziner), kaum gute Verdienstmöglichkeiten bietet und zudem psychisch schwer belastend ist.
Wusstet Ihr, dass Tierärzte drei Mal so Suizid gefährdet sind wie andere Medizinier und sogar sechs Mal mehr als die Durchschnittsbevölkerung? Einer Studie zufolge hat jeder 6. Tierarzt schon über Selbstmord nachgedacht und allein ich kenne drei Kolleg*innen, die sich im letzten Jahr das Leben genommen haben. Die Gründe sind unter anderem: Kaum Freizeit, ethisch-moralische Belastung (Stichwort Euthanasie), wenig Gehalt, hohe Druckbelastung durch Ansprüche und Zahlungs-Willigkeit der Kunden und nicht zuletzt hohe mentale Belastung durch vielfältige Ansprüche des Jobs.
Hier ein Link zu einem Artikel, der es gut zusammenfasst:
Unter den Stichworten „Suizid“ und „Tierärzte“ findet Ihr zahlreiche weitere Artikel zu dem Thema.
Die Idee dieses Blogs war nun, die Belastung, den Frust einfach mal runter zuschreiben. Mich entlastet das sehr – wenn ich auch manchmal abmildere, was ich wirklich denke. Ich arbeite schon seit 30 Jahren als Autorin – früher hauptberuflich, heute nur noch nebenberuflich. Für mich ist das Schreiben ein wichtiger Bestandteil des Lebens, meine „andere Seite“, es befreit und hilft mir zu verarbeiten. Und auch meine Kollegen, deren Artikel ihr hier findet, nutzen dieses Medium, um zu verarbeiten und mitzuteilen.
Und Ihr seht hier unsere Seite, die andere Seite und – die reine Wahrheit, ungeschminkt. Denn unsere Geschichten sind schlicht aus dem wahren (Tierarzt-)Leben, einem harten Leben manchmal, das uns zwischen Zorn und Verzweiflung hin und her reißt. Einem schönen Leben oft, das erfüllt und seine eigenen Geschichten schreibt – ob Krimi, Drama oder Liebesgeschichte.
Hinter unseren Geschichten stecken aber nicht nur Tierärzt*innen, sondern auch Tierbesitzer. Viele Geschichten sind schön, andere sind traurig, wieder andere sind unfassbar, denn Menschen können grausam sein – auch mit ihren Haustieren. Die Geschichten, die wir erzählen liegen oft lange zurück und sind auch abgeändert. Dennoch möchten wir natürlich nicht, dass die Identität der betroffenen Personen ans Licht kommt oder sich jemand erkennt. Wir möchten weder verletzen, noch verklagt werden. Es gibt zwar für Tierärzte rechtlich keine Schweigepflicht, dennoch könnte sich ja jemand „ans Bein gepinkelt“ fühlen, wenn wir seine/ihre Geschichte erzählen – besonders, wenn diese zu den unschönen gehört.
Wir freuen uns, wenn Ihr Mitglied werdet. Dann könnt ihr Kommentieren und bekommt Nachricht, wenn ein neuer Artikel online geht. Ein Feedback würde mich und meine Kollegen sehr freuen!
Und nicht vergessen: Positive Resonanz macht manchen Stress wett. Also: Wenn ihr mit Eurem Tierarzt zufrieden seid, bewertet ihn doch positiv!
Habt Spaß mit und bei Vetileaks
Eure Ilka Brummenbaum
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