Wie Sie sicher bereits in den Medien gehört oder gelesen haben, wurde die Gebührenordnung für Tierärzte erstmals seit 1999 komplett überarbeitet. Das führt zu einer Preiserhöhung aller tierärztlichen Leistungen im Schnitt um ca. 20%. Diese Preiserhöhung tritt zum 22. November diesen Jahres in Kraft.
Für Tierbesitzer bedeutet diese Neuerung „Mehr-Kosten“ zu all den Mehrkosten, die die Energie-Krise durch den Ukraine-Krieg, die Corona-Krise, die Energie-Krise und die Rohstoff-Krise gerade mit sich bringen.
Für uns Tierärzte bedeutet diese Neuerung eine Chance.
Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie als Kunde und Tierbesitzer das nur schwer nachvollziehen können. Schließlich sind Tierärzte so unglaublich teuer – heute schon. Da bekommt man endlich den lang ersehnten Hund und wenn der Schatz krank wird, fallen plötzlich hohe Kosten an. So hat man sich das nicht vorgestellt. Oder die Katze, die 10 Jahre gesund war, hat einen Unfall. Die OP des Beinbruchs kostet 1500 Euro. Oder schlimmer noch: Ein Kaninchen für wenige Euro aus dem Zoo-Handel. Die Futtermittel aus dem Handel sind ungesund und nun ist es krank. Die Behandlung kostet fast 200 Euro – für ein Kaninchen!
Ja, Tiere sind teuer. Und wir raten den Kunden immer wieder, sich vor der Anschaffung eines Tieres über die möglichen Folgekosten zu informieren, denn diese können wirklich hoch werden. Und jetzt werden sie noch höher? Echt?
Sie wissen gar nicht, wie oft wir in der Praxis so Sprüche hören wie: „So teuer? Wir wollten keinen Anteil an der Praxis kaufen!“ oder Fragen wie: „Wenn wir jetzt nur sprechen, kostet das dann auch schon Geld?“ Ja, eindeutig: Wir Tierärzte arbeiten für Geld. Und ja, wir möchten auch davon leben können.
Wir haben ein Studium von über sechs Jahren hinter uns und zahlreiche Fortbildungen absolviert. Und während ein humanmedizinischer „Hausarzt“ oft gar keine Geräte hat, erwartet man von und Tierärzten, dass wir nahezu alle Fachrichtungen abdecken – ob Augenarzt, Zahnarzt, Orthopäde oder Internist. Somit brauchen wir ein Röntgengerät, einen Ultraschall, eine komplette OP-Austattung mit EKG, Narkosegerät etc., Laborgeräte und vieles mehr. Geräte im Wert von weit über 100.000 Euro. Und haben Sie schon mal versucht, am Wochenende Ihren Hausarzt zu erreichen? Wir Tierärzte sollen aber bitte rund um die Uhr und am Wochenende erreichbar sein.
Ich als Chefin einer Praxis und kann Ihnen verraten: Es lohnt sich einfach nicht. Ich habe drei Kinder, einen Haushalt und einen arbeitenden Mann. Ich arbeite unter der Woche 40-50 Stunden in der Praxis und bin meist rund um die Uhr für meine Kunden erreichbar – egal ob ich grad im Kino sitze oder meinen Kindern vorlese. Das kostet dann natürlich mehr mit Notdienstgebühr etc. Der Kunde bezahlt dann 100 Euro und denkt: „Wow, wie teuer.“ Ich weiß, dass von den 100 Euro nach Abzug aller Kosten genau 8 Euro übrigbleiben und denke: „Wow, dafür habe ich meine Kids allein gelassen?“
Ja, ich habe mir den Job selbst ausgesucht und ich bin Tierärztin aus Leidenschaft. Aber die Verdienstmöglichkeiten sind im Vergleich mit anderen Studienberufen wie Humanmediziner, Anwalt oder ähnliches wirklich lächerlich. Und allmählich hat diese Tatsache ernste Folgen: In Zeiten des „Live-Quality-Managements“ bleibt der Nachwuchs aus. Kein Tierarzt möchte sich mehr selbstständig machen, die Praxen und Kliniken finden keine Angestellten. Die wenigsten Tiermedizinstudenten gehen noch in die Praxis. Immer mehr Kliniken stellen ihre Notdienste ein und geben ihren Klinikstatus ab. Die Folge ist, dass die notärztliche Versorgung unserer Tiere ernsthaft in Gefahr ist.
Somit ist diese Preiserhöhung für uns mehr als überfällig, denn nur mit besseren Verdienstmöglichkeiten wird es wieder Tierärzte geben, die bereit sind in der Praxis zu arbeiten.
Natürlich ist das für Sie als Tierbesitzer eine weitere Belastung. Doch nur so kann die medizinische Versorgung für Ihr Tier langfristig gesichert werden.
Mein Tipp für Sie: Schließen Sie eine Versicherung ab. Eine Voll-Krankenversicherung bietet hier am meisten Sicherheit - auch bei schwerer Krankheit. Doch das Geld ist am Ende natürlich "weg", wenn der Hund gesund bleibt. Meiner Meinung nach ist es deshalb eine gute Idee, eine Op-Versicherung abzuschließen und jeden Monat einen festen Betrag – ca. 40 Euro – auf ein Extrakonto zu legen. So sparen Sie Geld für Notfälle an und sollte Ihr Schatz keine schwere Erkrankung bekommen, haben Sie ein schönes Polster für einen tollen Urlaub... :)
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